Die Ausführung

Die Gebetswaschung

Ablauf der Gebetswaschung (Wudu) nach der hanafitischen Rechtsschule:

Die Gebetswaschung, auch bekannt als Wudu (arabisch) oder Abdest (türkisch), ist ein wichtiger Bestandteil des islamischen Gebetsrituals. Es handelt sich um eine rituelle Reinigung, die vor dem Gebet und anderen religiösen Aktivitäten durchgeführt wird. Nach der hanafitischen Rechtsschule umfasst der Ablauf der Gebetswaschung die folgenden Schritte:

  1. Absicht (Niyyah): Bevor man mit der Gebetswaschung beginnt, sollte man die Absicht haben, sich für das Gebet zu reinigen. Die Absicht wird im Herzen gefasst und muss nicht laut ausgesprochen werden.
  2. Waschen der Hände: Zuerst werden die Hände dreimal gewaschen, beginnend mit der rechten Hand und dann der linken Hand, bis zu den Handgelenken.
  3. Mund ausspülen: Spülen Sie den Mund dreimal mit Wasser aus, indem Sie das Wasser mit der rechten Hand schöpfen und es in den Mund geben.
  4. Nase reinigen: Reinigen Sie die Nase dreimal, indem Sie Wasser mit der rechten Hand schöpfen und es in die Nase einziehen. Verwenden Sie die linke Hand, um die Nase zu säubern.
  5. Gesicht waschen: Waschen Sie das gesamte Gesicht dreimal, von der Stirn bis zum Kinn und von einem Ohr zum anderen.
  6. Arme waschen: Waschen Sie die Arme bis zu den Ellenbogen dreimal, beginnend mit der rechten und dann der linken Seite.
  7. Kopf abwischen: Befeuchten Sie Ihre Hände mit Wasser und wischen Sie den Kopf einmal ab, beginnend an der Stirn, über den Scheitel bis zum Nacken und dann wieder zurück zur Stirn.
  8. Ohren abwischen: Mit den befeuchteten Händen die Ohren einmal abwischen.
  9. Nacken abwischen: Mit den befeuchteten Händen den Nacken einmal abwischen.
  10. Füße waschen: Waschen Sie die Füße dreimal, beginnend mit dem rechten Fuß bis zu den Knöcheln, dann den linken Fuß.

Nachdem alle Schritte der Gebetswaschung nach der hanafitischen Rechtsschule durchgeführt wurden, ist man rituell rein und bereit für das Gebet oder andere religiöse Aktivitäten. Es ist wichtig, diese Reinigung korrekt durchzuführen, um die rituelle Reinheit aufrechtzuerhalten und eine angemessene Vorbereitung für das Gebet zu gewährleisten. Im diesem Youtube-Video wird das noch einmal schön vorgeführt, wobei anzumerken ist, dass je nach Rechtsschule leichte Unterschiede im Ablauf existieren.

Zur Ausführung des Gebets

Die Gebete variieren je nach Tageszeit und Anzahl der zu betenden Rakats (Gebetseinheiten) und sind je nach Rechtsschule leicht unterschiedlich in der Ausführung. Am Beispiel des Abend-Gebets, bestehend aus drei Rakats Pflichtteil (Farz), soll der Ablauf einmal durchgegangen werden:

Das Abend-Gebet ist das vierte der fünf täglichen islamischen Gebete und wird kurz nach Sonnenuntergang verrichtet. Das Abend-Gebet besteht aus drei Rakats (Gebetseinheiten). Bei der Verrichtung des Gebets als Gruppe (Cemaat) werden die ersten beiden Rakats vom Vorbeter laut und das dritte Rakat leise verrichtet. Wenn man das Gebet alleine verrichtet, spricht man die Suren und Formeln leise vor sich hin.

Nach der rituellen Gebetswaschung (Wudu) folgt der Ablauf des Abend-Gebets:

  1. Absicht (Niyyah): Fassen Sie die Absicht, das Abend-Gebet zu verrichten. Die Absicht wird im Herzen gefasst und muss nicht laut ausgesprochen werden.
  2. Takbir (Allahu Akbar): Stehen Sie aufrecht und heben Sie Ihre Hände auf Höhe der Ohren, während Sie „Allahu Akbar“ (Gott ist der Größte) sagen. Dies ist der Beginn eines Rakats.
  3. Thana (Subhaneke): Als erstes beginnt man das Gebet mit diesem Bittgebet,“Subhanaka Allahumma wa bihamdika wa tabara kasmuka wa ta’ala jadduka wa la ilaha ghairuk.“ In deutscher Übersetzung bedeutet es: „Gepriesen seist Du, o Allah, und Dein Lob ist (Deinem Wesen) angemessen. Gesegnet ist Dein Name und erhaben ist Deine Majestät, und es gibt keinen Gott außer Dir.“
  4. Rezitation (Qira’ah): Rezitieren Sie zuerst die Sure Al-Fatiha (die Eröffnungssure des Korans) und danach eine weitere Sure oder einige Verse aus dem Koran.
  5. Ruku (Verbeugung): Sagen Sie „Allahu Akbar“ und beugen Sie sich nach vorne, sodass Ihre Hände Ihre Knie berühren. In dieser Position rezitieren Sie dreimal „Subhana Rabbiyal Azim“ (Gepriesen sei mein Herr, der Erhabene).
  6. Aufstehen: Stehen Sie aufrecht, während Sie „Sami Allahu liman hamidah“ (Allah hört denjenigen, der Ihm dankt) sagen, gefolgt von „Rabbana wa lakal-hamd“ (Unser Herr, Dir gebührt Lob).
  7. Sujud (Niederwerfung): Sagen Sie „Allahu Akbar“ und werfen Sie sich nieder, sodass Stirn, Nase, Handflächen, Knie und Fußspitzen den Boden berühren. Rezitieren Sie dreimal „Subhana Rabbiyal A’la“ (Gepriesen sei mein Herr, der Allerhöchste).
  8. Sitzen: Sagen Sie „Allahu Akbar“ und setzen Sie sich kurz. Anschließend sagen Sie erneut „Allahu Akbar“ und gehen in die zweite Niederwerfung, in der wieder „Subhana Rabbiyal A’la“ dreimal rezitiert wird.
  9. Zweites Rakat: Stehen Sie auf und beginnen Sie das zweite Rakat, indem Sie die Schritte 4 bis 7 wiederholen.
  10. Tashahhud (Ettehiyyatu): Nach der zweiten Niederwerfung des zweiten Rakats setzen Sie sich und rezitieren den Tashahhud, eine Glaubensbekundung, die folgendermaßen gesprochen wird: „Ettehiyatu lillahi wa’s-salawatu wa’t-tayyibat. Assalamu alayka ayyuhan-Nabiyyu wa rahmatullahi wa barakatuhu. Assalamu alayna wa ala ibadillahis-salihin. Ashhadu an la ilaha illallah wa ashhadu anna Muhammadan abduhu wa rasuluh.“ In deutscher Übersetzung bedeutet es: „Alle Ehrerbietungen, Gebete und guten Taten kommen von Allah. Frieden sei auf dir, o Prophet, und die Barmherzigkeit Allahs und Seine Segnungen. Frieden sei auf uns und auf den rechtschaffenen Dienern Allahs. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt und ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist.“
  11. Drittes Rakat: Stehen Sie auf und verrichten Sie das dritte Rakat. Rezitieren Sie in diesem Rakat lediglich die Sure Al-Fatiha, gefolgt von Ruku und den beiden Niederwerfungen. Das dritte Rakat wird leise rezitiert.
  12. Tashahhud und Friedensgruß (Taslim): Nach der zweiten Niederwerfung des dritten Rakats setzen Sie sich erneut und rezitieren den Tashahhud.
  13. Noch beim Sitzen folgen dem Tashahhud die Salawats: „Allahumme Salli ‚ala Muhammadin wa ‚ala ali Muhammad, kema sallayta ‚ala Ibrahim wa ‚ala ali Ibrahim, innaka Hamidun Majid. Allahumme Barik ‚ala Muhammadin wa ‚ala ali Muhammad, kema barakta ‚ala Ibrahim wa ‚ala ali Ibrahim, innaka Hamidun Majid.“ In deutscher Übersetzung bedeutet dies: „O Allah, segne Muhammad und die Familie von Muhammad, so wie Du Ibrahim und die Familie von Ibrahim gesegnet hast. Wahrlich, Du bist Lobenswert und Majestätisch. O Allah, gewähre Wohlergehen und Segen an Muhammad und die Familie von Muhammad, so wie Du Wohlergehen und Segen an Ibrahim und die Familie von Ibrahim gewährt hast. Wahrlich, Du bist Lobenswert und Majestätisch.“
  14. Auf das Salawat können beim Sitzen noch die Bittgebete „Rabbana Atina“ und „Rabbana Ighfirli“ folgenden. Ersteres ist der Anfang eines Bittgebetes aus dem Koran (Sure 2, Vers 201), das oft nach der Rezitation des Tashahhud und des Salawat im Gebet rezitiert wird. Es lautet: „Rabbana atina fid-dunya hasanatan wa fil-akhirati hasanatan waqina ‚adhaban-nar.“ Auf Deutsch bedeutet es: „Unser Herr, gewähre uns im Diesseits Gutes und im Jenseits Gutes und bewahre uns vor der Strafe des Feuers.“ „Rabbana Ighfirli“ ist ein Bittgebet um Vergebung und wird oft nach der Rezitation von Rabbana Atina rezitiert. Es lautet: „Rabbana ighfir li wa li-walidayya wa lil-mu’minina yawma yaqumul-hisab.“ Auf Deutsch bedeutet es: „Unser Herr, vergib mir und meinen Eltern und den Gläubigen am Tag, an dem die Abrechnung stattfindet.“
  15. Zum Schluß kommt der Friedensgruß (Taslim). Drehen Sie Ihren Kopf zur rechten Schulter und sagen Sie „Assalamu alaikum wa rahmatullah“ (Frieden und Barmherzigkeit Allahs seien mit euch). Wiederholen Sie dies, indem Sie Ihren Kopf zur linken Schulter drehen.

Wenn man das Gebet als Gruppe verrichtet, flüstert man alles leise vor sich hin, lediglich das Qira’ah (Schritt 4) und das „Sami Allahu liman hamidah“ (Allah hört denjenigen, der Ihm dankt) (Schritt 6) macht ausschließlich der Vorbeter.

Hier ist noch einmal ein YouTube-Video zu dem Gebet. Je nach Rechtsschule gibt es kleinere Unterschiede in der Ausführung. Nach dem Abend-Gebet gibt es zwei weitere Sunna(Sünnet)-Rakats, die verrichtet werden können. Diese Rakats werden als Sunna Muakkada (betonte Sunna) bezeichnet und sind stärker empfohlen als andere freiwillige Gebete. Obwohl sie nicht obligatorisch sind, ermutigt die islamische Tradition die Gläubigen, sie regelmäßig zu beten, da sie vom Propheten Muhammad praktiziert wurden.

Falls etwas nicht ganz klar sein sollte, kann selbstverständlich das Kontakt-Formular für Fragen genutzt werden oder man kann einfach auf den Vorbeter in der Moschee zu gehen und seine Fragen stellen.